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Wo aus Konsum Kunst entsteht
Van Gogh verkaufte in seinem ganzen Leben ein einziges Bild. Viel einfacher kamen junge Kunstschaffende am Samstag in Wil zu Geld. Der Haken daran: Sie mussten aus Kunst nicht Geld, sondern aus Geld Kunst machen. CHRISTOF LAMPART
WIL. Beim diesjährigen Projekt «Shopping» des toggenburgischen Künstlervereins Arthur Junior können sich sechs «Preisträger» im Rahmen der ArtWil 2016 dem spannenden Thema Konsum widmen. Die Künstlerinnen und Künstler, welche am Samstagnachmittag an der Oberen Bahnhofstrasse in Wil – sinnigerweise gerade zwischen CS und UBS gelegen – aus den Händen des «Arthur Junior»-Finanzchefs Hanes Sturzenegger («Ich shoppe am liebsten Gewürze») jeweils 1000 Franken entgegennehmen durften, müssen in den kommenden drei Wochen das Geld komplett an der Oberen Bahnhofstrasse ausgeben und aus den erworbenen Produkten und Dienstleistungen ein Kunstwerk herstellen.
Wie die Kunstwerke gestaltet werden – also egal ob Bild, Skulptur, Video, Performance oder Installation –, spielt keine Rolle. Dass jemand sich an 20 Tagen 20mal die Haare schneiden lässt und den «Fortschritt» in einem Video festhält, wäre ebenso denkbar wie auch die komplette Spende der «Ameise» an einen Strassenmusikanten.
Komplett hier ausgeben
Nur bei zwei Dingen kennen die Macherinnen und Macher von «Arthur Junior» kein Pardon: Das Geld muss entlang der Oberen Bahnhofstrasse in Wil ausgegeben werden, und für alles braucht es – nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – eine Quittung. «Wir wollen wirklich sehen, dass die ganzen 1000 Franken komplett hier ausgegeben wurden; nicht mehr und nicht weniger», betont «Arthur Junior»-Vorstandsmitglied Viola Pfeiffer.
Wie sehen 1000 Franken aus?
Spannend zu beobachten war bei der Übergabe auch, wie die Künstlerinnen und Künstler auf das Geld reagierten. Denn viele schienen nicht genau zu wissen, wie viel 1000 Franken hier wirklich sind beziehungsweise wie sie real aussehen. Was jedoch auch nicht weiter verwunderte, denn einige der jungen Kunstschaffenden stammen nicht aus der Schweiz, sondern sind aus Deutschland, aus England und auch aus Paris nach Wil gereist, um am Projekt teilzunehmen.