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The Game: „Ich habe eine gaaaanz gute Karte!“
Goethe wusste es schon vor bald mal 220 Jahren: „Nur der ist froh, der geben mag“, heisst es in seinem „Faust“. Ob Gretchen, Faust und Mephistopheles bei diesem Ausspruch „The Game“ gespielt haben, darf zwar guten Gewissens bezweifelt werden. Unzweifelhaft ist jedoch, dass das Kartenspiel „The Game“ durchaus „teuflische“ Züge aufweist. Und zwar Zug um Zug… CHRISTOF LAMPART
Nun, um was geht es bei der im Prinzip sehr einfachen Patience-Variante? The Game ist ein kooperatives Kartenlegespiel, bei dem alle Spieler gemeinsam gegen The Game ankämpfen. Ziel des Spielerkollektivs ist es, alle Karten – es gibt sie in den Werten 2 bis 98 je einmal -, korrekt ablegen können. Gelingt diesem das nicht, so hat „The Game“ die Partie für sich entschieden; was in den meisten Fällen wohl auch leider so eintritt.
Ganz Genaues weiss man nicht
Bei Spielbeginn liegen je zwei „1“-Karten und „100“-Karten offen auf dem Tisch. Sie bilden die Anfänge der Legereihen. Das bedeutet also, dass man an zwei Reihen von „100“ Richtung „1“ seine Karten ablegen kann und umgekehrt. Wer an der Reihe ist, legt zwei seiner sechs Handkarten an eine oder zwei Reihen an und ergänzt nachher wieder auf sechs Karten.
Was theoretisch einfach klingt, entpuppt sich schnell als Makulatur, wenn die eigenen Karten, nett gesagt, bescheiden sind. Was also tun, wenn absteigend beispielsweise eine „40“ und eine „35“ liegen, man selbst aber nur eine „“17“ als höchste Zahl noch auf der Hand hat? Es ist schon vor dem Zug klar, dass man in Gefahr läuft, den Mitspielern das Spiel zu versauen. Erschwerend kommt hinzu, dass man zwar seinen Mitspielern ungefähre Tipps wie „ich hätte für die zweite Reihe noch eine ganz gute Karte; am besten legt jetzt dort niemand mehr!“ geben, jedoch keine konkrete Zahlen nennen darf. Man muss also kooperativ-kommunizierend einen Weg finden, ohne allzu genau sein zu dürfen.
Rettende Sprünge
Doch den Spielenden bleibt noch ein zusätzlicher, glücksbasierter Ausweg. Wenn man nämlich eine Zahl legen kann, die genau um den Wert 10 von der ausliegenden Karte entfernt ist, so darf man vor-, bzw. zurückspringen. Und so wird – um bei unserem Beispiel zu bleiben, aus der „17“ auf einmal eine „27“ oder, wenn man sogar zwei passende Karten hat, sogar eine „37“. Kommt ein solcher Zug vor, so atmet die Runde – das ist garantiert – gut hörbar auf. Denn „The Game“ ist, obwohl kinderleicht zu lernen und zu spielen, alles andere als leicht zu gewinnen.
Ein perfekter „Absacker“
„The Game“ bringt vieles mit, um ein Longseller zu werden. Es ist leicht erlernt, schnell gespielt und sorgt bei allen Spielenden für ein stetes Auf und Ab der Gefühle. „The Game“ eignet sich für einen Einstieg, bzw. einen Abschluss eines Spielabends bestens. Wenn ein „grosses“ Spiel aufgrund der vorgerückten Zeit nicht mehr drin liegt, dann liegen ein oder zwei Runden„The Game“ immer noch drin, zumal es in zwei Minuten erklärt ist und auch Wenig-Spieler sich dem Reiz dieses Spiels kaum entziehen können.
Fragwürdige Grafik
Ganz sicher ist „The Game“ jedoch nichts für einen ganzen Spielabend – doch das dürfte auch nicht die Absicht des Erfinders gewesen sein. Der Preis geht völlig in Ordnung und die Karten sind stabil. Was Manche in unseren Runden ein wenig störte, war die düstere, grafische Gestaltung. Das schwarz-rote Design hat doch bewusst etwas „dämonisches“ an sich. Ich selbst fand diese Farbgebung zwar nicht prickelnd, aber passend, denn „The Game“ geht, machen wir uns nichts vor, doch ganz fies mit den Spielenden um.
The Game | Autor: Steffen Benndorf | Verlag: Nürnberger Spielkarten
Kooperatives Patience-Kartenspiel für 1-5 Personen | Spieldauer: 20 Minuten | Ab 8 Jahren | Preis: rund 10 Franken | Wertung: 4,5 von 5 Sternen