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In Bundesbern angekommen
MÜNCHWILEN ⋅ Die FDP Münchwilen lud zur Neujahrsbegrüssung ins Rickenbacher Silo – und wollte von Neu-Nationalrat Hansjörg Brunner wissen, wie gut er in Bern Fuss gefasst hat.
Rund 40 FDP-Mitglieder fanden den Weg in die Silostube. Befragt von FDP-Bezirkspräsident Harry Stehrenberger gab Hansjörg Brunner Auskunft über seine ersten Eindrücke von Bundesbern. Mit seinen Französischkenntnissen sei es noch nicht allzu weit her. Anfangs sei er sich ein «bisschen dumm» vorgekommen, doch mittlerweile habe er gemerkt, dass es Politiker in Bern gebe, die seit 20 Jahren dort seien und immer noch nicht Französisch sprechen könnten.
«Man ist fast nie alleine»
Was ihm aufgefallen sei, sei der Umstand, dass «man in Bern fast nie alleine ist, bis man am Abend ins Bett geht». Selbst die sitzungsfreie Zeit sei mit Terminen und Einladungen verplant. «Man muss viel mehr Einladungen zum Essen absagen, als man zusagen kann», erklärte er. Dennoch stört ihn die Arbeit der Lobbyisten nicht. «Ich bin froh um solche Leute, die mir auch wichtige Sachverhalte erklären können. Danach mache ich mir schon meine ganz eigenen Gedanken», so Brunner. Und in seiner Anfangszeit sei dies auch eine gute Gelegenheit, um ganz generell Kontakte zu knüpfen.
Sehr viel Lärm im Bundeshaus
Was ihn anfangs gestört habe, sei der ständige Lärmpegel, der im Nationalratssaal herrsche. Dieser sei so penetrant, dass man bei einem wichtigen Geschäft, das auf Deutsch verhandelt werde, trotzdem oft die Übersetzungskopfhörer aufhabe, da «man ansonsten nicht alles versteht». Seine ersten politischen Geschäfte, die er im Rat vertreten werde, seien Stellungsnahmen zu zwei SP-Geschäften, die das Thema Gleichstellung beträfen.
Mit der Staatspolitischen Kommission habe er es gut erwischt. Zwar sei diese seit seinem Amtsantritt noch nicht zusammengekommen, aber die SPK habe viel mit dem Personalwesen des Bundes, der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative oder auch dem Datenschutzgesetz zu tun und sei somit «vielseitig und interessant».
In Sachen «Ostschweizer Bundesrat» sei seines Wissens nach «noch nicht viel passiert». Zumindest habe er in dieser Frage kein Zusammenrücken feststellen können. «Man muss sich da schon bewusst sein: Da sind 200 Individualisten in Bern – da ist sich jeder selbst der Nächste. Schliesslich will ja jeder wiedergewählt werden».
Der einzige rote Punkt im grünen Block
Auch mit den Abstimmungsgepflogenheiten musste sich Brunner zuerst vertraut machen. «Man kann Gott sei Dank immer schauen, wie alle abgestimmt haben – und kann dann noch eine gewisse Zeit umdrücken, wenn man merkt, dass man der einzige rote Punkt im grünen Block ist, weil man etwas vorher nicht verstanden hat. Mir ist das auch schon passiert». Generell sei der Fraktionszwang bei der FDP jedoch viel weniger ausgeprägt als etwa bei der SVP. Unsere Landwirte aus der Romandie stimmen oft anders als das Gewerbe ab», sagte Brunner.
Apfelkönigin zu sein, ist eine Ehre
Einen kurzen, sympathischen Auftritt absolvierte auch die amtierende und in Rickenbach wohnende Thurgauer Apfelkönigin, Marion Weibel. Es sei für sie eine Ehre, den «schönen Thurgau repräsentieren zu dürfen» und zudem eine Aufgabe, die sie ausfülle, konnte sie doch in dieser Funktion bereits «viele interessante Menschen und Orte kennenlernen». Befragt, was es denn für Qualifikationen als «Monarchin» brauche, antwortete sie: «Man muss aus dem Thurgau kommen und den schönen Thurgauer Dialekt reden. Wenn jemand Züridütsch sprechen würde, wäre das komisch.»