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Improvisieren am Rande des Wahnsinns

Freitag, 1. Dezember 2017

WIL ⋅ Theatersport wird immer beliebter. Dieser Mix aus rasantem Wettkampf und unmittelbarer Improvisation zog am Freitagabend viele Besucher in den Gare de Lion und begeisterte das Publikum.

Der Gare de Lion, welcher als Bühne für das einzigartige Theaterduell zwischen dem einheimischen Trio von «Improgress» und dem Zürcher Ensemble «Tobertus Habicht» diente, war am Freitagabend gut gefüllt. Und was noch wichtiger war: das Publikum zog voll mit – und zwar nicht nur als «Schiri» (wer eine Aufgabe «besser» gelöst hatte, erkannte man am Applaus), sondern auch als Aufgabensteller.

Zwar war die Art des Improvisationsspiels weitestgehend vorgegeben, nicht aber der genaue Inhalt. So fanden sich die Darsteller auf einmal auf Geheiss des Publikums als Musicaldarsteller in einer Brockenstube wieder, wo sie – zwischen vollen Windeln und chinesischem Porzellan – zueinanderfinden mussten. In einem anderen Spiel, bei dem sich ein Trio in einer Waschküche zu unterhalten hatte, waren die Anzahl Worte, die jeder in seinen Statements sagen durfte, verschieden und vorgegeben. Da eine «vernünftige» Konversation nicht nur in Gang zu bringen, sondern auch mehrere Minuten durchzuziehen, war dementsprechend schwierig und sorgte für viel Gelächter auf und neben der Bühne. Dass «Tobertus Habicht» beim allerletzten Stück – es ging darum, die Schafschur-Weltmeisterschaft im Sportreporterstil zu kommentieren – siegte und somit auch das Duell mit drei zu vier für sich entschied, fiel da überhaupt nicht ins Gewicht.

Hier war für einmal der Weg wichtiger als das Ziel. Tatsächlich lieferten sich beide Teams auf der Bühne ein rasantes Duell voller Situationskomik. Und so konnte man ob der Schlagfertigkeit und des surrealen Wortwitzes, der einem dargeboten wurde, oft gar nicht anders, als nur zu staunen. Dies so sehr, dass man vor Begeisterung und Faszination manchmal sogar vergass, zu applaudieren. Der Schlussapplaus hingegen fiel frenetisch aus. Theatersport in Wil? Gerne immer mal wieder.

 

Christof Lampart