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Harmonie und Authentizität am zweiten Wiler Japanfest
Von Francesca Stemer Am Sonntag ist es so weit und das zweite Wiler Japanfest findet in der Lokremiese in Wil statt. Atsuko Lampart-Fujii und ihr Mann Christof Lampart erzählen nicht nur, was man am Japanfest erleben kann, sondern auch von den Unterschieden zwischen Japan und der Schweiz.
«Wir möchten gemeinsam kulturelle Brücken bauen, Faszinierendes erleben und zu grosser Harmonie unter allen Menschen beitragen.» Bevor Atsuko Lampart-Fujii in die Schweiz kam, lebte und studierte sie einige Jahre in den Vereinigten Staaten von Amerika; genauer gesagt in Arizona und Texas. «Mich hat die gegenseitige Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen schon immer interessiert.» Das Ziel mit Yamato war aber nicht die Gründung eines «japanischen Heimatvereins», sondern die einer Plattform, welche den interkulturellen Austausch durch ganz spezielle Erlebnisse ermöglichen sollte. Mittlerweile zählt der Kulturverein rund 80 Mitglieder und hat in den viereinhalb Jahren seines Bestehens über 50 Anlässe (mit) organisiert und begleitet. Das wichtigste Event ist dabei unbestritten das Wiler Japanfest, welches im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindet.
Hohe Authentizität
Christof Lampart erzählt, auf was sich die Besucher am zweiten Wiler Japanfest freuen können: «Auf die Interessierten warten bis zu 25 'handverlesene' Aussteller, welche alle ein unterschiedliches Angebot haben sowie verschiedene Workshops, von denen die meisten gratis sind.» Denn den beiden ist es wichtig, dass die Besucher vieles selber ausprobieren können. Das reicht vom Tokioter «Zuckerkünstler» Shinri Tezuka, der eine 1200 Jahre alte Tradition namens Amezaiku demonstriert, über die Trommelgruppe «Goraiko» bis hin zu Volkstänzen, Kalligraphie, Origami, Kampfsportdemonstrationen, einem Cosplay-Catwalk und einer grossen Auswahl an japanischen Köstlichkeiten. Christof Lampart fährt fort: «Uns ist Authentizität sehr wichtig.» Damit diese auch gewährleistet werden kann, steckt viel Arbeit hinter der Organisation. «Es ist seit anfangs Jahr kaum ein Tag vergangen, an dem wir uns nicht in irgendeiner Form mit der Organisation des Japanfestes befasst haben.»
Konichiwa oder Grüezi
Atsuko und Christof lernten sich 1991 in Tokio kennen und lieben. «Für meine Eltern war es kein Problem, dass ich keinen Japaner geheiratet habe», erklärt Atsuko lächelnd. «Da ich ja schon zuvor einige Zeit in den USA gelebt hatte, haben sie sowieso damit gerechnet, dass ich einen Ausländer heiraten würde.» Natürlich vermisse sie manchmal ihre Familie und Freunde in Japan. Dennoch sei sie bestens integriert, denn die 57Jährige ist nicht nur die Vorsitzende des Kulturvereins, sondern arbeitet auch als Übersetzerin. Ausserdem betreibt sie Karate und Zumba. Sie ergänzt lachend: «Ich muss auch nicht jeden Tag Reis essen.» Für sie bedeutete es, abgesehen von der Sprache, keine grosse Umstellung, in der Schweiz zu leben.
Offen für Neues sein
Für Atsuko ist ihre Heimat dort, wo sie lebt. Und in der Schweiz hat sie sich von Anfang an wohl gefühlt. «Japaner sind wie die Schweizer diszipliniert, auch die Sauberkeit ist hier, wie dort, sehr wichtig.» Zudem sei die Schweiz ihrer Meinung nach sehr sicher. Das habe sie gesehen, als sie zum ersten Mal in der Schweiz war. «Man kann hier die Wäsche, wie in Japan, draussen aufhängen, ohne dass sie geklaut wird; ganz anders als in den USA also.» Für alle, die auch gerne einmal nach Japan reisen möchten, empfehlen die beiden: «Man sollte einfach offen und bereit sein, etwas Neues auszuprobieren.» Dann könne einem das Land der aufgehenden Sonne schon in seinen Bann ziehen und halte einiges an Überraschungen bereit. Genau wie das anstehende Wiler Japanfest, das am Sonntag von 11 bis 18 Uhr in der Lokremise stattfindet, der Eintritt ist frei.
Wiler Nachrichten vom Donnerstag, 20. September 2018, Seite 7 (