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Eine schräge Kirche feiert Geburtstag

Freitag, 29. Januar 2016

HÜTTWILEN. 50 Jahre St. Franziskus in Hüttwilen: Um dies zu feiern, waren am Sonntagvormittag viele Katholiken auf den Beinen, wurde doch das Jubiläum der architektonisch bemerkenswerten Kirche mit einem Festgottesdienst begangen. CHRISTOF LAMPART

Für viele mag die sonntägliche Eucharistiefeier aufgrund des 50-Jahr-Jubiläums ein besonderer Anlass gewesen sein. Weit mehr als gerade «nur» ein runder Geburtstag war es für den 65jährigen Hüttwiler Josef Schlatter und seinen 62jährigen Bruder Franz. Denn sie dienten sowohl im armseligen Vorgängerbau als auch in den ersten Tagen von St. Franziskus als Ministranten und erlebten auf diese Weise viele Veränderungen hautnah mit.

Erst die Messe, dann die Schule

Dass – als Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils – nach dem Kirchenwechsel auf einmal der Priester nicht mehr von den Gläubigen weg, sondern hin predigte und die Ministranten nicht mehr die «lateinischen Antworten» auswendig lernen mussten, daran erinnern sich die Schlatters ganz genau. Aber auch daran, dass in den 60ern die Zahl der Ministranten kontinuierlich abnahm, so dass man auf einmal nicht mehr Fünf-, sondern im Zwei-Wochen-Rhythmus ministrieren musste. Denn in der Vorgängerkirche mussten die Ministranten werktags um 6.10 Uhr zur Frühmesse läuten – und hatten somit vor der ersten Schulstunde bereits einen Gottesdienst hinter sich. Da einmal zu «verschlafen» hätte nichts genutzt. «Unsere Eltern schauten schon, dass wir rechtzeitig dort waren», erzählt Franz Schlatter lachend.

Zur Einheit in Jesus

Verschlafen schauen die Ministranten an diesem Vormittag nicht aus – beginnt doch der Gottesdienst erst um halb elf. Auch die Predigt von Bischofsvikar Christoph Sterkmann ist – genauso wie das Orgelspiel von Emanuel Helg und der Gesang des Kirchenchores – dazu angetan, aufmerksam zuzuhören.

Der Geistliche erinnert sich daran, dass er als Kind, beim Besuch der in Hüttwilen lebenden Grosseltern, noch die alte, armselige Kirche gekannt habe. Den Neubau habe er schon bald ins Herz geschlossen gehabt, denn das Holz im Innern sei «warm» und bilde einen «wohltuenden Kontrast in einer Zeit der Euphorie für viel Beton». Und doch komme es vor allem darauf an, dass hier der Heilige Geist die Gläubigen in ihrer Vielfalt zur Einheit in Jesus Christus führe. «Das ist das Leben, mit dem dieser Raum erfüllt sein will», sagt Sterkmann.