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Ein See schreibt Geschichten

Mittwoch, 25. Mai 2016

Der Titel ist sperrig, der Inhalt ist es überhaupt nicht. Anton Heer hat ein «Illustriertes Logbuch» geschrieben. Es handelt unter anderem von der Verkehrsgeschichte des Bodensees und ist reich an Reminiszenzen und Bildern. CHRISTOF LAMPART

 

ROMANSHORN. Anton Heer aus Flawil ist Ingenieur von Beruf und seit Jahren der Faszination der Technik-, Personen- und Regionalgeschichte erlegen. Kein Wunder, zeigte Heer an einem Buchprojekt Interesse, als der Projektleiter der Sonderausstellung «Eisenbahntrajekt 2016», Otto Bauer, ihn fragte, ob er es sich vorstellen könnte, im Auftrag der Museumsgesellschaft Romanshorn eine Verkehrsgeschichte über Romanshorn und den ganzen Oberen Bodensee zu schreiben. Heer konnte.

Seitdem sind zwei Jahre ins Land gezogen, die mit intensiven Recherchen ausgefüllt waren. Tatsächlich ist das «Logbuch», das auf 231 Seiten mit nicht weniger als 190 Bildern glänzt, sich jedoch inhaltlich bei weitem nicht nur auf die Verkehrsgeschichte rund um und auf dem Bodensee beschränkt.

Zeitzeugen kommen zu Wort

Das Titelbild von Marie-Theres Brühwiler zeigt einen knallorangen Bodensee und mutet sehr exotisch an. Wäre die Aufnahme in Thailand oder in Florida entstanden, so verwunderte dies wohl niemanden – aber am Bodensee? Im ähnlichen Stil geht es im Buch weiter. Vieles ist einem zumindest teilweise bekannt, vieles aber auch noch nicht.

Man merkt Heer seine Lust am Recherchieren an. Er geht den Dingen auf den Grund – ohne dabei gross zu interpretieren. Vielmehr lässt er Zeitzeugen selbst zum Leser sprechen, indem er einfach interessante Artikel abtippt. Diese jedoch zu finden, zu sichten und auf ihre Relevanz zu bewerten, sind Heers grosser Verdienst. «Ich habe in diesem Buch relativ wenig selbst geschrieben, und doch war die Arbeit sehr intensiv, habe ich doch alleine 30 bis 40 Laufmeter der <Rorschacher Zeitung> systematisch durchgeschaut», so Heer.

Schwierige Beschränkung

Kein Wunder also, dass für den Autor schon alleine die Beschränkung auf gewisse Themen nicht einfach war. Das wird auch daran ersichtlich, dass die umfangreiche Chronik im Anhang mehr als 3000 Einträge aus der Zeit zwischen 1800 und 2016 anführt.

Das Buch ist in die Kapitel «Verkehrs-Drehscheibe Bodensee», «Die Ressource Bodensee», «Kulturraum, Freizeit und Festzeit», «Kuriositäten und Denkwürdigkeiten», «Im Banne der Aviatik», «Not- und Kriegszeiten» gegliedert. Nur am Rande wird die Fischerei gestreift. Es gäbe allerdings genug Material für ein eigenes Buch, sagt Heer.