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Der Wiler Kunstomat: Kunst statt Kippen

Freitag, 14. Oktober 2016

Kunst kann erhebend oder ernüchternd sein. Das gilt erst recht für den Inhalt des «Kunstomaten», der seit Freitagabend in der Wiler Altstadt hängt. Er verfolgt den Ansatz, Kunst allen zugänglich zu machen. CHRISTOF LAMPART

 

Bildende Künstler kennen das Problem zu genüge. Die Häppchen-verspeisenden Vernissage-Besucher loben das Gezeigte über den grünen Klee, doch gekauft wird oft nichts. Wahlweise ist der Geldbeutel leer oder das Kunstwerk schlicht zu teuer. Wiederholt fehlt es aber nicht an Monetärem, sondern im Zeitalter der Single-Haushalte einfach an Platz, um noch einen «Helgen» in den eigenen vier Wänden aufhängen zu können. Dem Satz «Etwas Kleines würde ich ja gerne kaufen», folgt meistens noch ein «aber», das erklärt, warum man es dennoch nicht tut. Und den Kunstschaffenden bleibt die Erkenntnis, dass ausser Spesen wieder einmal wenig gewesen ist.

Päckchen sind geblieben, Inhalt ist neu

Doch nun gibt es den Kunstomat, den das Künstlerkollektiv Ohm 41 in den vergangenen Tagen im Eingangsbereich der Vinothek Freischütz in der Wiler Altstadt installiert hat. Ob es der weltweit einzige seiner Art ist, der die bildungsbeflissene Menschheit beglücken soll, wusste niemand mit Bestimmtheit.

Doch das Prinzip ist klar: Kunst statt Kippen. Dort, wo einst die Tabakwaren längst vergessener Marken die Jugend der Welt dazu verlockten, Welt und Lunge zu verpesten, soll ab sofort ein intellektueller Wind der Freiheit wehen. Die Päckchen sind geblieben, der Inhalt jedoch nicht. Auch ist der Kunstomat gekommen, um zu bereichern. Die Käufer innerlich, die Künstler materiell. Dies räumten die «Öhmler» an der Vernissage ein, hiess es doch zu Beginn der Laudatio für den Kunstomaten vielsagend: «Uns Öhmler beschäftigt eine Frage – und die Antwort fällt uns schwer. Wie bekommt man heutzutage von der Kunst in unserer Lage bloss genügend Piepen her?»

Für fünf Franken zur Wundertüte

Die Antwort liegt auf der Hand. Für fünf Franken – es passen allerdings nur Ein- und Zweifränkler in den Kunstomaten – kann sich jeder sein Kunstwerk ziehen. Das funktioniert nach dem Wundertüten-Prinzip. Ich weiss beim Kauf, dass etwas von Ohm41 drin ist. Was ich aber erhalte, erfahre ich erst, wenn ich den Deckel von der Packung nehme. Genug hat es auf jeden Fall: «Ich habe 30 Schachteln reingetan. Insgesamt dürften es wohl 80 sein», sagte Markus Eugster von Ohm 41 während der Vernissage.

Schade ist nur, dass nicht ohne weiteres ersichtlich ist, von wem das Werk ist. Vielleicht könnten die Künstler die Innenseite der Schachteln künftig schon vor dem Beladen des Kunstomaten signieren. Immerhin taten sie es an der Vernissage gerne – was den einen oder die andere mit dem guten Gefühl den Heimweg antreten liess, ein echtes Kunstschnäppchen erlangt zu haben. Schön ist es auch, wenn man nicht nur die Idee witzig, sondern auch den Inhalt des Kunstomaten gut findet. So hielt jemand am Ende für insgesamt zehn Franken eine kleine Bronzeplastik von Stefan Kreier und eine bunte, leporelloartige Zeichnung von Franziska Peterli in der Hand. Kleine schöne Dinge eben, die es sich lohnt, anzusehen und sich daran zu erfreuen.