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Der Kradolfer Extremradsportler Hansi Nyfeler triumphiert beim «Glocknerman»

Mittwoch, 10. Juli 2019

Hans-Rudolf Nyfeler aus Kradolf siegt zum dritten Mal beim «Glocknerman», einem Ultra-Radmarathon in Österreich über die Distanz von 880 Kilometern.

55 Jahre und kein bisschen langsam – so könnte man Hans-Rudolf Nyfeler ohne weiteres beschreiben. Denn der Extremausdauersportler aus Kradolf setzt in seiner Kategorie regelmässig neue Massstäbe.

Wenn Nyfeler vom Fahrradfahren spricht, dann klingt dies wie ein gemütlicher Wochenendausflug. «Wenn ich auf dem Velo sitze, dann möchte ich die Landschaft geniessen», erklärt er.

 

Er isst, worauf er Lust hat

Und auch vor dem Start lässt sich Nyfeler nicht von den einschlägigen Tipps der ausgefuchsten Ernährungsexperten verunsichern: «Wenn ich im Hotel beim Frühstück sitze, dann esse ich, worauf ich Lust habe, denn ich weiss, dass ich es mir verdient habe und noch verdienen werde», erklärt der Mittfünfziger, dem man locker 15 Jahre weniger geben würde.

So kann man es auch sehen, wenn man kurz vor dem Start zum «Glocknerman» in Österreich steht, einer Non-Stop- Extremradveranstaltung der Sonderklasse. Es handelt sich bei diesem Sportanlass um die offizielle Ultraradmarathon-Weltmeisterschaft.

 

Zweimal auf den Grossglockner

Non-Stop bedeutet, dass bei diesem Rennen durchgefahren wird und bei einer etwaigen Pause die Uhr weiterläuft. «Dann geht es fast 34 Stunden an einem Stück durch», erzählt Hansi Nyfeler.

Am 20. Juni war es wieder so weit: Nyfeler startete in der Steiermark zum «Gocknerman» und visierte in der Kategorie Ü 50 einen Podestplatz an. Die Route führte von Graz nach Winklern, durch das Lesachtal, dann zweimal auf den Grossglockner und anschliessend wieder retour.

 

Kräfte müssen gut eingeteilt werden

«Die Konkurrenz wird jährlich stärker», konstatiert der Kradolfer, der 2018 Zweiter wurde und 2015 sowie 2017 das Rennen zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Dabei ist Nyfeler gar kein Bergfahrer.

«Ich bin, wenn man mich mit den Bergflöhen vergleicht, eigentlich viel zu schwer. Die Kunst im Rennen besteht für mich deshalb darin, dass ich mir die Kräfte so gut einteile, dass ich am Berg wenig Zeit verliere und dann diese im Flachen wieder aufholen kann», sagt Nyfeler.

 

Teilnehmer trotzen Wind und Wetter

Damit das Vorhaben über die Distanz von 880 Kilometern und 14'200 Höhenmetern aufgeht, gilt es laut Nyfeler, «nie im roten Bereich zu fahren». Was umso schwerer ist, als Windschattenfahren verboten ist.

«Es ist schon komisch. Obwohl ich älter werde, werden meine Zeiten von Jahr zu Jahr besser.»

Anhalten wäre gestattet, doch macht das niemand, der nicht muss – auch nicht bei einem Gewitter. «Das ist dann zwar unangenehm, aber weil man nicht weiss, wie lange es regnet, fährt man lieber durch», schildert Nyfeler die Bedingungen.

 

Mögliche Gefahren werden markiert

Da die Strecke beim «Glocknerman» stets ähnlich, aber nie gleich ist, markiert Nyfeler die Verpflegungs- und Wechselzonen im Voraus und spricht sich mit seinem dreiköpfigen Team im Begleitfahrzeug ab. «Ich markiere im Navisystem alle Punkte, wo etwas passieren könnte. Dann sind wir auf alle Eventualitäten vorbereitet.»

Doch ganz so einfach war es am Ende dann doch nicht. In seinem Blog www.hansinyfeler.active-drink.ch schilderte Nyfeler eindrücklich die Qualen, die er im Gewitter litt.

 

Heisse Bouillon weckt Lebensgeister

«Kurz nach dem Iselsberg fing es teils heftig an zu regnen, was im Lesachtal und der Abfahrt vom Kartitscher Sattel zu teils sehr rutschigen Strassen führte. Auf der langen Abfahrt nach Lienz hinterliessen Wind und Regen beim mir ihre Spuren. Ich fror wie ein Schlosshund. Wir legten in Lienz einen Zwischenstopp ein, wo ich trockene Kleider anzog und mich verpflegte. Eine heisse Bouillon durfte dabei nicht fehlen», erzählt der Extremradsportler.

Als Nyfeler nach 33 Stunden und 57 Minuten als erster die Ziellinie überquerte – nachdem er zwischenzeitlich von einem Konkurrenten eingeholt worden war – erfüllte ihn dies mit Stolz. Und das zurecht, hatte er doch auf seinen ersten Verfolger nicht weniger als 38 Minuten Vorsprung herausgefahren.