Aktuell
Cellistin schreibt sich zur Krimiautorin
Die gebürtige Frauenfelderin Eva Maria Hux ist ein kultureller Tausendsassa. Von Stockholm aus pendelt die Cellistin zwischen den Bühnen dieser Welt. Daneben arbeitet sie als Übersetzerin und schreibt Krimis. Nun ist ihr Erstling «Im Labyrinth des Poeten» erschienen. CHRISTOF LAMPART
FRAUENFELD. Eva Maria Hux stammt aus einer bildungsbeflissenen Familie. Ihr Vater Angelus ist seit Jahrzehnten Archivar der Bürgergemeinde Frauenfeld, Organist und Autor mehrerer lokalhistorischer Werke. Dennoch zieht sie auf die Frage, ob sie die Gene vom Papa geerbt habe, ein wenig fragend die Schultern hoch. «Wahrscheinlich, ja. Bei uns gehörte Kunst schon zum Leben, seit ich denken kann.»
Champagner fürs Début
Nicht dazu gehörte bis anhin in der Familie Hux das Schreiben von Krimis. Die von Natur aus begeisterte Leserin Eva Maria kam per Zufall dazu. Als 2011 in Frauenfeld ein Kurzgeschichtenwettbewerb ausgeschrieben wurde, der zwingend in Frauenfeld spielen musste und nur eine gewisse Länge haben durfte, versuchte Eva Maria ihren Vater zur Teilnahme zu überreden. Als er ablehnte, packte die Tochter selbst der Ehrgeiz. Mit Erfolg: ihre Kurzgeschichte fand in einer Kurzkrimi-Anthologie Aufnahme. Eva Maria hatte Blut geleckt. Als viel schwieriger entpuppte sich die Aufgabe, einen Verlag zu finden. Doch gerade als sie ihren Débutroman wieder schubladisieren wollte, traf die Zusage vom Latos-Verlag ein. «Da habe ich spontan einen Champagner aufgemacht», erinnert sie sich. Bei den schwedischen Alkoholpreisen nicht günstig, «aber das war es mir wert», meint die Autorin.
Doch wer jetzt denkt, dass beim «Poeten» das Blut genau so reichlich fliesst wie der Champagner am besagten Abend in Stockholm, der irrt. Denn Hux wählt eine Welt, die sie kennt und liebt, jene der Musik, der Literatur, der Geschichte und der raffinierten Rätsel. Sie legt keinen Schocker vor, doch ein Werk, das über glaubwürdige Figuren aus dem Hier und Jetzt verfügt und einen im Verlaufe der 375 Seiten immer mehr in seinen Bann schlägt.
Vor und hinter den Kulissen
Es ist ein subtiles Buch, das die Spannung langsam aufbaut und nach einem guten Viertel richtig loslegt, so dass man im letzten Drittel das Taschenbuch kaum mehr aus den Händen legen mag. Dass eine junge Konzert-Cellistin namens Adina Anderson die Heldin des bildhaften Kriminalromans ist, verwundert nicht. Das schöngeistige Getue vor und hinter den Kulissen der Konzertsäle, die unzähligen Stunden des Übens, des Reisens und des Alleinseins in fremden Hotelzimmern sowie die latente Angst, man könne auf einmal nicht mehr gut genug für öffentliche Konzerte sein, bilden ein authentisches Gerüst um das plötzliche Auftauchen und Verschwinden eines ebenso legendären wie rätselhaften Stradivari-Violoncellos – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Das Werk dürfte insbesondere kultivierte Musikliebhaber begeistern, aber auch Lesende, die sich vom barocken Ambiente des Buches angezogen fühlen. Dass ein grosser Teil der Geschichte zwischen Lausanne, Basel und Zürich angelegt ist, erlaubt es dem hiesigen Leser, sich leicht in der Umgebung zurechtzufinden.
Unsaubere Rechtschreibung
Leicht ärgerlich ist hingegen, dass es der Latos-Verlag beim Lektorat nicht ganz genau genommen hat. Wer jedoch grosszügig über einige orthographische Unzulänglichkeiten hinwegsieht, der erhält eine spannende Geschichte für einen Winterabend vor dem Kamin.