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Bei 1.40 Franken würde der Trend kehren
Auch die Detaillisten und das Gewerbe der Region Arbon spüren die Folgen des Einkaufstourismus im grenznahen Ausland und den boomenden Online-Handel. Doch dieser vermöge den direkten Kundenkontakt nicht zu ersetzen, sagt Gewerbepräsident Armin Broger. CHRISTOF LAMPART
ARBON. Stadtpräsident Andreas Balg vermochte an der Generalversammlung von «Gewerbe Thurgau Oberer Bodensee» (GTOB) zwar ein Wohlfühlmoment zu plazieren, indem er die Leistungsbereitschaft und Innovationskraft des Gewerbes lobte. Präsident Armin Broger betonte vor 80 Mitgliedern im Schloss, dass es kontraproduktiv sei, wenn man sich in einer globalisierten Welt als Gewerbetreibender nur über den Preis definiere.
Online-Handel anonym
Es gebe immer jemanden, der billiger offerieren könne, und auch sei heute per Mausklick innert Sekunden alles transparent und verfügbar. Doch etwas könne der Onlinehandel nicht ersetzen, nämlich «den Menschen im persönlichen Kundenkontakt und in der Beratung. Hier haben wir, als lokales Gewerbe, unsere Stärke». Die Devise müsse in den Geschäften und Betrieben deshalb lauten, dass man «das eine tun und das andere nicht lassen» soll. Dass es fürs hiesige Gewerbe unter Umständen zeitnah ziemlich knüppeldick kommen könnte, zeigte Liane Nagengast, Assistenzprofessorin am Institut für Retail Management (Detailhandel) der Universität St. Gallen, anhand der Resultate einer repräsentativen Umfrage zum Thema Einkaufstourismus, auf. Die Umfrage wurde unter 3000 Personen durchgeführt, die zweierlei gemeinsam hatten: sie sprechen Deutsch und kaufen mindestens einmal jährlich im grenznahen Ausland ein. Im Kern drehte sich die Umfrage um die Frage, wie stark sich das Einkaufsverhalten der in der Schweiz lebenden Personen seit der Aufhebung des Mindestkurses geändert habe.
Vor allem Sportartikel
Nagengast erklärte, dass mit einer baldigen Umkehr des Einkaufsverhaltens vieler Schweizer nicht zu rechnen sei – denn dazu sei der Kurs einfach zu niedrig. Aus der Umfrage lasse sich herauslesen, dass ein Kurs von 1.40 Franken/1 Euro vonnöten wäre, um den Trend wieder in die andere Richtung laufen zu lassen. Dies bekomme gerade der Detailhandel massiv zu spüren, flössen doch alleine in den fünf Branchen Lebensmittel, Drogerieartikel, Bekleidung, Sportartikel und Einrichtungsgegenstände über 7,3 Milliarden Franken an Kaufkraft über die Grenze ab. Dabei sei der Preis für einen Einkauf «ennet der Grenze» zwar unbestritten das lockende Hauptkriterium, jedoch bei weitem nicht das einzige. Vielmehr würden viele Faktoren wie «grössere Auswahl», «andere Produkte» und «schönes Ausflugsziel» dazu beitragen, dass der Einkaufstourismus boome. Besonders viel gäben Schweizer im Ausland auch für Sportartikel aus. Interessiert haben dürfte die Gewerbetreibenden auch, wie viel Geld ein Schweizer je nach Branche per Einkauf in den ausländischen Kassen liegen lässt: Lebensmittel (154 Franken), Drogerieartikel (80), Bekleidung (192), Sportartikel (177) und Einrichtung (627).