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In der Dieselwolke die Schweiz eingenommen

Sonntag, 26. Juni 2011

Einmal einen russischen Panzer fahren? Das Ostschweizer Armeetreffen in Kradolf machte es möglich. Gegen 200 Aussteller unterschiedlichster Armeefahrzeuge lockten am Wochenende 2000 bis 3000 Besucher an.

CHRISTOF LAMPART

Einst war er der „unbezahlbare“ Schrecken der schweizerischen Armee. Heute ist er hingegen für einen niedrigen fünfstelligen Betrag zu haben: der russische Panzer BMP-1. „Der Kauf als solches ist nicht einmal so teuer; vielmehr ist der Unterhalt intensiv“, erzählt Marc Länzlinger. Zusammen mit  seinem Bruder Pius sammelt und restauriert der Mann aus dem rheintalischen Au ausrangierte Panzer, welche zwar alle noch fahr-, auf keinem Fall aber mehr kampftüchtig sind. Nichtsdestotrotz sind sie die grosse Attraktion im Gelände – zumal man auch einmal mitfahren kann, wie das beispielsweise auch Matthias Hiltebrand aus Hohentannen tut. Klar knipst die Gattin da zuerst noch ein Erinnerungsbild, bevor das Gefährt in einer Diesel- und Staubwolke Richtung Übungsgelände entschwindet.

Essen wie im Militär

Da geht es beim Rorschacher Reto Hoffmann schon ruhiger zu und her. Er schiebt zwar keine ruhige Kugel, wohl aber Brot, Nussgipfel und Brezeln in den Ofen der mobilen Armeeküche. Die Produkte werden am Stand daneben verkauft. „Wir haben hier eine Abmachung mit dem „Sonne“-Wirt nebenan: Wir essen bei ihm Zmittag und er kauft bei uns während den drei Tagen Brot und Gebäck ein.“  Tatsächlich hat das angesprochene Pächter-Ehepaar, Max und Monika Reust, nicht nur auf ihrem Gelände zum Armeetreff eingeladen, sie sorgen auch davon, dass die „Truppen“ armeegerecht versorgt werden: ein „echter Spatz“ und „Ghackets mit Hörnli“, selbstverständlich „wie im Militär“ stehen auf der Speisekarte. Nur die Bratwürste und Servelats auf dem Grill wollen nicht so ganz dazu passen. „Die gehören nun einmal zu jedem Fest und sind genauso schweizerisch wie unsere Armee“, lässt sich der Wirt nicht beirren.

„Mekka“ Kradolf

Den Weg nach Kradolf hat auch Massimo aus dem Tessin gefunden. „Ich fotografiere leidenschaftlich gerne Armeefahrzeuge. Und nicht nur das: hier kann man sie auch fahren“, ist der Lockenkopf begeistert. Im Thurgau sei er ansonsten erst einmal gewesen: „Letztes Jahr, beim ersten Treffen in Kradolf“. Und ganz sicher wird es für ihn nicht das letzte Mal gewesen sein, denn „hier ist alles perfekt organisiert – und doch sehr gemütlich“, so der Tessiner.

Wörtlich

Bruno Rupp, Zürich, 66 Jahre

„Ich bin mit meinem Pinzgauer hier und habe die Verantwortung für die Ordnung auf dem Platz. Bis anhin ging das alles reibungslos und ich denke, dass das auch morgen Sonntag der Fall sein wird, wenn noch mehr Leute mit ihren Armeefahrzeugen kommen. Ich geniesse die tolle, relaxte Atmosphäre hier, zumal ich hier nicht alles alleine machen muss, sondern auf ein gut eingespieltes Team zählen kann.“